Meine Princess, kurz Pinci, kommt aus dem Tierheim. Und auch bei ihr war das Tierheim eine große Verbesserung im Vergleich zu ihrem vorherigen „Zuhause“.
Pinci ist eine wahre Schönheit und eine Seele von Tier. Sie ist ruhig, aber nicht träge. Sie mag Menschen, hat scheinbar aber nie den Umgang mit ihnen gelernt. Sie ist selbstbewusst, ohne dabei stoisch zu wirken. Princess ist neugierig und lernt sehr schnell. Sie hat in ihrer Jugend einige Preise gewonnen, denn sie ist eine reinrassige Exotic-Shorthair mit adeligem Stammbaum in dem Farbschlag „schildpatt“. Sie hieß früher „Queen Bacardi“ und war mehrfach ausgezeichnet. Und wenn man sie heute sieht, kann man das nur unterschreiben. Sie ist eine wirkliche Schönheit. Allerdings war das nicht von Anfang an so. Als sie zu uns kam ( eigentlich sollten wir sie nur in Pflege bekommen und sie aufpäppeln) wog sie nur etwas mehr als ein Kilo, ihr Fell war struppig und sie war durch eine OP, die nachfolgenden Medikamente und Wurmkuren sehr „durch die Wurst“. Die OP war nötig, weil sie verändertes Gewebe in der Gebärmutter hatte. Das war wohl die Folge von zu vielen Trächtigkeiten, denn ihre Züchterin wollte mit dieser Katze möglichst viel Geld verdienen. Princess´ Zähne waren unter aller Sau! Darauf braucht man bei der Zucht wohl keinen Wert legen. Sie war ausgemergelt und apathisch. Die „Krönung“ allerdings war, dass man ihr irgendwann mal den Schwanz ausgerenkt hatte, diese Verletzung aber nie tierärztlich versorgt wurde. Uns stellt sich die Verletzung so da, als ob man ihr den Schwanz in eine Tür eingeklemmt und ihn dabei ausgerenkt hat. Das fällt wohl nicht sonderlich auf, wenn man mehr als 40 Katzen zuhause hat. Einen Tierarzt haben Princess und ihre 44 Artgenossen bei ihrer in ihrem ehemaligen Zuhause wohl nie gesehen. Als man diese Zucht unterband und die Tiere beschlagnahmt wurden, war Princess mit dem Gebärmutterkrebs, den kaputten Zähnen, dem verletzten und verkrüppelten Schwanz und den Würmern in ihrem Körper noch eher eines der leicht verletzten Tiere. Viele ihrer Leidensgenossen waren fast verhungert, zerfressen von Würmern. Manche Zuchtkatzen hatten tote Kitten im Bauch, die schon verwesten und ihre Mütter vergifteten.
Wir wissen nicht, wie viele Katzen aus dieser Beschlagnahmung überlebt haben. Wir wissen auch nicht, wo sich diese Zucht befand. Wir wissen nur, dass man nicht in fremde Länder gehen muß, um derart barbarische Tierquälerei beobachten zu können. Ein Schritt vor die eigene Haustür reicht häufig völlig aus, um über ein so geschundenes Tier zu stolpern.
Am Kühlschrank reckt sie sich dann und maunzt mich an. Sie weiß, dass ich nicht widerstehen kann und natürlich bekommt sie ihr Leckerchen. Etwas Käse ist gut fürs Fell. So jedenfalls kann man es im Internet lesen. Und das glaub ich gerne, denn Pinci ist mittlerweile wieder eine Schönheit geworden. Knapp 3 Kilo wiegt sie mittlerweile, ihre Wunden sind verheilt und die Narben kaum sichtbar. Manchmal träumt sie noch schlecht, aber auch das wird immer seltener. Und ihren Menschen öffnet sie sich Tag für Tag mehr. Es gibt mittlerweile auch ein abendliches Ritual, bei dem ich zugegebener Maßen regelmäßig sentimental werde...
Wenn allabendlich Ruhe bei uns einkehrt und jeder seinen Platz für die Nacht gefunden hat, wenn nur noch ich wach bin und auf dem Sofa hocke, kommt meine Pinci zu mir. Sie läuft, als ob sie etwas wichtiges zu tun hätte, setzt sich neben meine Couch und maunzt einmal kurz. In der sogenannten „Erdmännchenstellung“ auf den Hinterbeinen hockend prüft sie dann, ob „Ihr“ Platz bei mir frei ist. Natürlich ist dieser Platz frei und Pinci hüpft neben mir auf die Armlehne. Sie lässt sich in den Spalt zwischen Oberschenkel und Armlehne fallen, legt ihr Köpfchen in meine Hand und fängt an zu knattern. Princess schnurrt nicht, sie knattert. Und wenn sie sich dann noch auf den Rücken legt und ich ihr Bäuchlein kraulen darf, ist es regelmäßig um mich geschehen.
Wenn meine Pinci einen Apell an Euch geben würde, was würde sie Euch wohl raten?
